Fotos: Uwe Keddi, Tina Wallentin
31.07.2022, Landkreis: Etwa zehn Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläulinge flogen am Freitagnachmittag (29.07.2022) über die Feuchtwiese Dobien. Vermutlich ist dieser Standort einer
von maximal zehn verbliebenen Vorkommen in Sachsen-Anhalt. Tina Wallentin und Birgit Krummhaar berichteten beim NABU-Streifzug von ihren Aktivitäten zum Schutz des
seltenen Tagfalters.
Um das Erloschen weiterer Vorkommen zu verhindern, leitete Birgit Krummhaar von 2010 bis 2014 ein Förderprojekt im Raum Dessau – Wittenberg – Groß Rosenburg. Außerdem nahm Tina Wallentin 2019 im Rahmen ihrer Masterarbeit umfassende Kartierungen u.a. in Dobien
vor, denn oftmals mangelt es am Wissen über aktuelle Populationsgrößen und mögliche Ausbreitungskorridore, um seltene oder gefährdete Arten zu schützen.
Interessant zu wissen: Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling weist einen komplexen Lebenszyklus auf und fliegt in einem Umkreis von durchschnittlich 400
m, sehr vereinzelt auch in einem Radius von 5 – 8 km. Die seltene Tagfalterart benötigt in ihrer kurzen Flugzeit zwischen Ende Juni und Anfang August Blütenköpfe des Großen Wiesenknopfes im „richtigen“ Reifegrad,
damit die Weibchen an den Knospen ihre Eier ablegen können. Nach einigen Tagen schlüpfen die Raupen und fressen sich durch die Blütenköpfe des Wiesenknopfes, bis sie sich im letzten
Larvenstadium zu Boden abseilen und hoffen, von einer Arbeiterin der Rotgelben Knotenameise (oder seltener Leistenfühler-Knotenameise) „adoptiert“ zu werden. Im Ameisenbau
überwintert die Larve, um sich im Februar zu verpuppen und im Hochsommer wieder als Falter zu schlüpfen. Damit ist der Bläuling von verschiedensten Faktoren abhängig, unter anderem dem
Mahdzeitpunkt. So darf nicht im Juli oder August gemäht werden, wenn sich noch Raupen in den Blütenköpfen befinden.
Am 29. Juli fanden sich nun gleichzeitig Bewirtschafter, Naturschutzbehörde und Ehrenamtliche auf der Fläche in Dobien zusammen, um gemeinsam über den richtigen Mahdzeitpunkt sowie
weitere Maßnahmen zu beratschlagen. Sie nutzten die Gelegenheit, um sich weiter zu vernetzen.